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Ringvorlesung SoSe 2011: Globalisierungskritik & Kritik an ihr

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Im Sommersemester 2011 findet wieder die Ringvorlesung der politischen Hochschulgruppen statt – diesmal unter dem Titel „Lokal, global – mir doch egal? Auseinandersetzungen mit Globalisierung und Globalisierungskritik.“

Wir werden wieder zwei Veranstaltungen dazu beisteuern, die erste am 20.4. von Justin Monday aus Hamburg zum Zusammenhang von Globalisierung und Liberalismus des autoritären Staates:

Bevor im Herbst 2008 der krisenbedingte Kollaps der Finanzmärkte drohte, glaubten große Teile der Linken, es mit einem über weite Strecken deregulierten, neoliberalen und vor allem grenzenlosen „Turbokapitalismus“ zu tun zu haben. Noch heute wird – mit der herrschenden Meinung – mangelnde Kontrolle der Zirkulation als Ursache der Krise behauptet. „Das Casino schließen!“ fordert attac.

Dabei gibt allein die Geschwindigkeit, mit der Phantasien vom Staat als omnipotentem Retter aus der Not des Kapitals aktiviert werden konnten, Aufschluss darüber, dass die Verhältnisse auch zuvor nicht von dessen Abwesenheit geprägt waren. Noch keine 100 Jahre existiert die politische Souveränität der bürgerlichen Gesellschaft in einer Form, die die Ordnung der Gesellschaft einschließt. Die neoliberale Theorie ist das Resultat der Anpassung des Liberalismus an den Autoritären Staat. Wer eine um diesen Aspekt gekürzte neoliberale Theorie zum zentralen politischen Gegner erklärt, verrät, dass die eigene Kritik weniger eine reformistische Beschränkung der Kapitalkritik ist als eine Reaktivierung antiliberaler Affekte.

JustIn Monday ist Publizist aus Hamburg, der u.a. für die Phase2 schreibt. Zuletzt erschien von ihm „Eine innere Angelegenheit. Über den Staat als unreflektierte Voraussetzung ökonomischer Rationalität im 20. Jahrhundert und seine Rolle in der neoliberalen Theorie“ in Exit! 7/2010.

Die zweite Veranstaltung kommt von Stephan Grigat, der am 6.7. mit besonderem Augenmerk auf Ressentiments gegen Spekulanten & Hass auf Israel, das antiemanzipatorische Programm der Antiglobalisierungsbewegung beleuchten wird.

Die Antiglobalisierungsbewegung übt in ihren maßgeblichen Ausprägungen keine Kritik, sondern verleiht ihren Ressentiments gegenüber dem mystifizierten Verwertungsprozess des Kapitals Ausdruck und bringt den Staat als Hüter des Allgemeinwohls gegen die als verwerflich wahrgenommenen Machenschaften der „Spekulanten“, „Bonzen“ und „Heuschrecken“ in Anschlag. Die Ökonomie wird in eine konkretistisch verklärte produktive und eine moralisch zu attackierende spekulative aufgespalten, während sich in der Staatenwelt der Hass der diversen Richtungen der globalisierungskritischen Bewegung wenig überraschend gegen Israel richtet, gegen das man zusehends auf die Kooperation mit islamischen Djihadisten setzt.

Stephan Grigat ist Lehrbeauftragter für Politikwissenschaft an der Universität Wien, Autor von Fetisch und Freiheit. Über die Rezeption der Marxschen Fetischkritik, die Emanzipation von Staat und Kapital und die Kritik des Antisemitismus (ça ira 2007), Herausgeber u.a. von Feindaufklärung und Reeducation. Kritische Theorie gegen Postnazismus und Islamismus (ça ira 2006) und Mitherausgeber u.a. von Iran im Weltsystem. Bündnisse des Regimes und Perspektiven der Freiheitsbewegung (Studienverlag 2010).

Einen besonderen Hinweis wert ist auch ein Vortrag von Gerhard Scheit am 25.5., der über seine Untersuchung des Wahns vom Weltsouverän referieren wird. In seiner 2009 bei ça ira erschienen Studie leistete er eine ausführliche Kritik am Völkerrecht, das nicht wirkliches Recht ist, sondern nur aus Konventionen besteht, da es mit Hobbes und Hegel gesprochen keinen Weltsouverän gibt und nicht geben kann. Er verteidigt stattdessen den westlichen Begriff von Souveränität, hinter den der Wahn beständig zurückfällt, aber leistet dennoch mit ihm die Kritik an den Verhältnissen, die Staat und Souverän erst nötig machen. Mit besonderer Berücksichtigung der aktuellen Ereignisse in Libyen wird er nun auch in seinem Vortrag im Mai die scheinbare Verrechtlichung der internationalen Beziehungen beleuchten.

Die Ringvorlesung findet immer mittwochs, 16.40 Uhr im HSZ-E05 statt.
Weitere Informationen finden sich demnächst auch auf den Seiten des Referats für Politische Bildung. Weitere Infos zu Scheit und Grigat gibt es beim Cafe Critique.



Ringvorlesung Sommersemester 2011


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